
Im Moment erreichen mich unglaublich viele Angebote für den Ankauf von Geschirr. Unfassbar, was da in Deutschlands Kellern und Speichern an Schätzen liegt. Generell freue ich mich über jede Email, wenn ich auch natürlich leider nicht alle annehmen kann. Bei stellenweise 5 Services am Tag hätte ich da ein echtes Lager-Problem
Aber es kommt noch was hinzu. Oft, sehr oft, schauen die Verkäufer in spe schon im Vorfeld bei Ebay, welchen „Wert“ ihr Service denn hat. Rein theoretisch sehen sie dann auch ein, dass sie diesen Preis bei mir nicht bekommen werden. Denn das ist MEIN Endpreis. Ebenfalls theoretisch und jetzt mal sehr einfach ausgedrückt. Es wird dabei natürlich nach dem höchsten und nicht nach dem niedrigsten Ebaypreis geschaut – mit vollem Unwissen, ob der Artikel auch jemals zu diesem Preis verkauft werden wird oder ob er dann jahrelang im Regal vor sich hin staubt. Im Endeffekt will man sich aber auch nicht über´s Ohr hauen lassen und deshalb höre ich dann oft (oder besser gesagt: ich lese):
das Geschirr hat einen Wert von 1.000 Euro. Ich würde es ihnen für 800 Euro verkaufen, weil ich weiß, dass Sie ja auch noch Gewinn damit machen wollen.
Hm……
Wir gehen jetzt mal davon aus, dass das Geschirr tatsächlich einen Verkaufswert von 1.000 Euro erreichen wird. Innerhalb einer vertretbaren Zeit. Was meistens nicht der Fall ist, denn als allererstes werden die Kaffeetassen verkauft, dann die Speiseteller und der Rest wie Milchkännchen, Kuchenteller und vor allem die SAUCIEREN und KAFFEEKANNEN stehen meistens monate-, wenn nicht jahrelang rum. Saucieren und Kaffeekannen benutzt kein Mensch mehr. Terrinen auch eher nicht. Oder habt ihr eure Suppen noch in der Terrine auf dem Tisch stehen oder füllt den Kaffee aus der praktischen Thermoskanne um in eine Porzellankanne? Falls ja, wie oft im Jahr?
Weiter: die Teile, die eine Macke, einen Riss oder eine Verfärbung haben, die darf ich auch nicht mitzählen, denn die werden ebenfalls nicht verkauft. Die kann ich sofort aussortieren, bei den wenigsten Sorten lohnt es sich, die Teile überhaupt anzubieten und deshalb wertvolle Arbeitszeit zu verschwenden. Ich weiß gar nicht, wie oft ich Hunderte von Kilometern gefahren bin, um dann beim Verkäufer am Tisch ganz enttäuscht festzustellen, dass gerade die wertvollsten Teile jede Menge Abplatzer oder Verfärbungen haben, für mich also komplett für die Tonne sind. Achja, und der Versand. Entweder müssen die Teile per Post zu mir kommen (diese Mühe macht sich aber kein Privatverkäufer, denn dann könnte er ja selbst bei Ebay verkaufen) oder ich muss sie abholen. Für ein 10teiliges Service würde ich mich aber nicht 5 Stunden ins Auto setzen. Ja, ich muss den Weg auch wieder zurückfahren und ja, das kostet nicht nur Benzin, sondern auch Zeit, in der ich nichts anderes machen kann.
Na, und dann noch die Kosten. Von jeder Einnahme (auch von den Versandkosten) bekommt Ebay 11%, Paypal fast 2%, Finanzamt 19% UST plus zusätzlich natürlich EST. Um überhaupt Produkte anbieten zu können, brauche ich einen Ebay-Shop, einen Amazon-Shop, einen Strato-Shop, einen Klarna-Bezahlservice, Internet, Versanddienstleister, einen Steuerberater und diverse Versicherungen – alles feste monatliche Kosten. Außerdem noch Verbrauchsmaterialien wie Einschlagpapier, Schrenzpapier, Luftpolsterfolie, Kartons, Klebefolie, Bürobedarf, Computerzubehör, Druckerpatronen… und natürlich auch Mitarbeiter, für die neben ihrem Lohn auch noch Sozialabgaben bezahlt werden müssen. Nein, ich mache das nicht mal eben so in meiner Freizeit. Das Geschirr muss ausgepackt, untersucht, fotografiert, gemessen, notiert, eingestellt, hochgeladen, in andere Systeme übertragen und synchronisiert werden. Wenn es verkauft wird, dann muss es sorgfältig verpackt werden, was schon mal bei einem großen Paket über eine Stunde in Anspruch nehmen kann.
Für die meisten Anbieter ist das gar kein Problem. Sie nennen ihren Preis, den sie haben wollen, und ich sage Ja oder halt Nein, wenn es sich für mich nicht lohnt. Kommt ja auch immer auf das Service an. Aber bei manchen Leuten tut es mir einfach leid, weil ich merke, dass sie sich einen ganz anderen Preis vorgestellt haben. Deshalb mache ich auch keine Preisangebote mehr, sondern höre mir an, was das Geschirr denn kosten soll, und treffe dann eine Entscheidung. Natürlich und ganz selbstverständlich gibt es bei Ebay oder bei Ebay Kleinanzeigen vom Endkunden mehr Geld als von einem Händler. Wie gut, dass die meisten Privatverkäufer es dann doch verstehen, wenn ich ihnen den Gesamtablauf erkläre.