Ich liebe meinen Job. Jeden Tag. Naja, fast jeden Tag. Selbständig sein hat ja auch enorme Vorteile – denkt derjenige, der morgens Punkt 8 an seinem Schreibtisch sitzen muss und erst um 17 Uhr (wenn er Glück hat) wieder Tageslicht erblickt. Schließlich kann man sich seine Zeit frei einteilen, morgens lange schlafen, mittags eine ausgiebige Mittagspause in der Sonne machen und nachmittags früh Feierabend machen, damit man noch was mit der Familie erleben kann. Wenn schönes Wetter ist oder die Freunde sich treffen, macht man einfach frei – man ist ja sein eigener Chef, kein Problem. Und wenn man mal einen schlechten Tag hat, na, dann setzt man sich mit einem guten Buch und einer Tasse Tee aufs Sofa.
Warum ist das denn nur bei mir nicht so? Was mache ich falsch?
Ich fange normalerweise morgens schon um halb 7 an. Es sei denn, ich dürfte ausschlafen, weil Ferien sind oder mein Mann für unsere Tochter aufsteht. Ich schnappe mir eine Tasse Kaffee und bin dann schon neugierig, welche Emails mich über Nacht oder früh morgens erreicht haben. Kurzer Kontakt via Email / Whatsapp / Facebook mit Leuten, die mir wichtig sind. Ist das Kind dann aus dem Haus, geht es an den großen PC. Emails checken, Ebay checken, Online-Shop checken, Einzahlungen checken, Check checken…. und meistens überfallen mich dabei schon die Ideen. Wie heute – ich wollte eigentlich heute einen „kurzen“ Arbeitstag machen. Aber dann rief mich eine Kundin an, weil sie in unserem Shop keine Zahlungsart „Überweisung“ gefunden hatte. Die einzige Möglichkeit, die sie hatte, war Paypal. Gut, dass sie mich gleich angerufen hat. Ich konnte ihr die Daten dann per Telefon geben, aber natürlich soll der ganze Bestellvorgang für den Kunden möglichst komfortabel und bequem sein. Ich biete außer Überweisung auch Paypal, Kauf auf Rechnung, Kauf in Raten und Überweisung an – was auch übersichtlich präsentiert werden sollte. Also machte ich mich dran, die Zahlungsmethoden im Shop nochmal neu zu gestalten. Und weil ich dran war, auch die Versandmethoden. Dabei fiel mir dann das ein oder andere auf der ersten Seite noch auf: Schriftgröße vereinheitlicht, Texte kurz überarbeitet, Bilder geändert. Bilder…. ich könnte ja noch neue Bilder für Facebook machen. Also ab runter in den Porzellankeller, Fotos gemacht und weil ich grad dran war, auch noch ein Video. Zwischendurch dann noch Probleme bei Bestellungen geklärt, eingestellte Artikel überprüft und meinen Mitarbeitern genaue Anweisungen via Sprachnachricht gegeben. Kurz mal was gegessen, schnell mit dem Hund zum Tierarzt, die Tochter in den Konfirmationsunterricht gebracht, mit den Hunden raus, aufgeräumt, Hundefutter gekauft, Tochter abgeholt, Geschirr gewaschen, dabei gingen mir dann schon wieder lauter Gedanken durch den Kopf, was ich noch machen wollte. Gegessen und noch mal „kurz“ weitere Änderungen gemacht, Video auf die Homepage hochgeladen, was natürlich zuerst nicht geklappt hat (wie so vieles, was mit Computer und Laptop zu tun hat), Fotos bei Facebook eingestellt und mir Gedanken gemacht, ob es tatsächlich so viel besser ist, selbständig zu sein
Ja, ich liebe es. Auch wenn meine Tochter mich gerade gefragt hat, warum ich um 22 Uhr noch am Laptop sitze. Wo ist denn der heutige Tag hin? War nicht gerade erst früher Morgen? Und was mache ich jetzt? Laptop zu, ab aufs Sofa und ein gutes, motivierendes Buch über Verkauf lesen! Ein gelungener Tag, der mich ein gutes Stück weitergebracht hat.