Klartext....

Ich arbeite tagsüber. Ich sitze nicht hier rum und scrolle nur durch Facebook auf der Suche nach lustigen Katzenvideos. Abends bin ich müde. Meine einzigen Wünsche sind dann Familie, Sofa, Krimi. Und es kommt auch noch dazu: ich bin nur ein Mensch.

All das bringt es nach sich, dass ich nicht sofort reagiere, wenn man auf ein Knöpfchen drückt. Ich habe schon das eine oder andere (tausend) Mal erwähnt, dass ich pro Tag unzählige Verkaufsangebote bekomme. Trude aus Saarwellingen möchte ihr Wildrose verkaufen, hat aber gar keine Preisvorstellung und möchte auch, dass es abgeholt wird. Franziska aus Berlin möchte das auch gerne und 8 Stunden Fahrt sind ja schließlich machbar. Der Anton aus München, der verkauft sein Geschirr für 200 Euro, weiß aber noch nicht so genau, was alles dabei ist ob 20 oder 200 Teile und mit dem Zustand, da GLAUBT er, dass er ganz gut ist. Und das Service von Tatjana, das ist ganz neu und heißt... äh.... keine Ahnung?

Wenn nach etlichen Hin und Her´s endlich geklärt ist, wie das Geschirr zu welchem Preis und in welchem Zustand zu mir kommt, dann können wir erstmalig diskutieren, welches Geschirr wir denn nehmen. 3x Obernai macht keinen Sinn und ein Wildrose mit 12 Kaffeekannen eher auch nicht. Bei einem Hutschenreuther wissen wir, dass es eher lange Zeit bei uns verbringen wird, und manche Services möchten wir einfach nur, weil sie uns gut gefallen, obwohl es kaufmännisch eigentlich keinen Sinn macht.

Aber dann sind wir endlich, endlich so weit und die Abholung wird geklärt.... Nun bekommen die Sätze ganz oben einen Sinn. Ich arbeite. Und ich bin ein Mensch. Nein, wenn Frieda schreibt "Abholbereit", dann springe ich nicht sofort vom Schreibtisch auf und stürze in mein Auto. Geht ja auch gar nicht, weil ich ja, wie ihr wisst, noch im Snoopy-Schlafanzug bin (Insider). Muss noch einen kurzen Umweg über´s Bad machen, sonst geht gar nix mehr in meinem Alter. Ich muss tatsächlich meine Arbeit auch fertig machen - Überraschung. Und planen. Wann kann meine Tochter (besser sie als ich) das Geschirr abholen? Es sind immerhin 2 Stunden Fahrt und das Ein- und Auspacken kostet auch Zeit. Morgens muss sie aber packen, sonst bekommen die Kunden ihre Pakete nicht. Also muss ich fragen und schauen, wann es klappt. Und wenn wir gerade glücklich einen Termin gefunden haben - schreibt Gerlinde mir: "Ätsch, ich habe es gerade anderweitig verkauft".

Grummel.

Grummel.

Grummel.

Wenn um 20.14 Uhr eine Email eingeht, dann könnte es vielleicht und eventuell und möglicherweise sein, dass ich dann schon unverfrorenerweise inmitten meiner Fellnasen auf dem Sofa sitze. Mitten im Krimi schaue ich auch seltenst aufs Handy, ob jemand was von mir will, während der Mörder zuschlägt. Da ich außerdem auch nicht am nächsten Morgen um 7 meine Mails lese und dann sofort losstürme (Erklärung siehe oben), bin ich so ein ganz winzig kleines mini bißchen genervt, wenn am nächsten Tag dann direkt nachgefragt wird, warum ich nicht antworte...... Um 17.51 Uhr wird sich beschwert, weil ich ja ein bißchen schneller agieren könnte, das Geschirr hat es schließlich eilig. Um 20.24 Uhr antworte ich an einer eher unspannenden Stelle im Krimi, dass ich das planen muss, und um 20.37 Uhr bekomme ich die Antwort, dass es "heute" schon verkauft wurde. Heute zwischen 17.51 und 20.37 Uhr? Yesses, das Geschirr wollte aber wirklich dringend dort raus.

Einzelfall? Nein. Und leider führt dieses ganze Email-Hin-und-Her dann auch noch dazu, dass andere unnötig auf meine Antworten warten müssen, weil ich mich mit all den Angeboten etwas verstricke und durcheinander gerate. Oder halt vergesse, mich anzuziehen. Einige lassen ihren Frust ungehemmt raus, wenn ich ihr tolles Geschirr nicht haben will. "Selbst dran schuld" wäre dann noch eine nette Antwort, die ich bekomme. Wenn ich sage, dass ich von diesem Geschirr aktuell alles voll habe, heißt es auch mal: "Tja, nachher kriegen sie es nicht mehr". Der Verkauf von Porzellan scheint also emotional sehr belastet zu sein, dass sich da die Gemüter so hochschaukeln. Das fällt sehr regelmäßig auf, wenn jemand 2.000 Euro für ein Geschirr möchte, für das er auf den verschiedenen Plattformen nicht mal 400 Euro bekommt. Ich bin da nur der Überbringer, der Bote, und der soll ja bekanntermaßen nicht gleich geköpft werden.

So, Frust ist raus. Ich fang dann mal an mit dem Einstellen des Geschirrs, das Marie gestern soweit fertig gemacht hat. Und nein, währenddessen höre ich nicht dauernd auf und schaue, ob mir jemand eine Mail geschrieben hat.......