„Mach das, was du liebst, und du wirst unglaublich erfolgreich sein!“
Ich lese diesen Spruch so oft. Bei Facebook, bei Instagram, bei Pinterest und Co steht er so oder so ähnlich überall in bunten Posts. Und wer hält sich dran? Wer macht es denn genau so? Oder wenigstens ein kleines bißchen?
„Ja, das ist aber auch nicht so leicht!“
„Man muss ja schließlich auch von irgendwas seine Rechnungen bezahlen!“
„Man kann nun mal als Erwachsener nicht den ganzen Tag machen, was man will!“
Was ist denn jetzt wahr? Dieser wunderschöne Spruch, der zum Träumen einlädt und der so gut tut? Oder diese enttäuschten und enttäuschenden Glaubenssätze?
Nun, ich liebe meine Arbeit tatsächlich. Nicht immer und nicht alles. Aber meistens versinke ich in dem, was ich tue, und vergesse komplett alles um mich rum. Zufall? Gute Voraussetzungen? Nein, klare Entscheidungen. Ich habe ursprünglich eine Ausbildung als Fachgehilfin für steuer- und wirtschaftsberatende Berufe gemacht. Wollte ich das jeden Tag für den Rest meines Lebens machen? NEIN, ganz und gar nicht. Ich habe es gemacht, weil ich sonst keine Lehrstelle bekommen habe und in dieser Firma (mit Familienanschluss) hat es auch super Spaß gemacht. Irgendwo anders wollte ich aber auf gar keinen Fall diese Arbeit machen. Also habe ich – nach der Geburt meines Sohnes – mein Abitur nachgemacht. Mit Hilfe eines Fernkurses und lauter Lehrbriefen, daheim am Küchentisch. Hat das Spaß gemacht? Nö. Aber mein Ehrgeiz war geweckt und ich wollte das unbedingt hinkriegen. Hat auch geklappt und deshalb habe ich anschließend – nach der Geburt meines zweiten Sohnes – Psychologie studiert. DAS war es, was ich wollte. Psychologie studieren. Nicht als Psychologe arbeiten. Habe ich aber erst gemerkt, als es soweit war. Nun ja, dann kam sowieso das Leben dazwischen und ich habe meinen Porzellankeller-Job einfach etwas ausgebaut. Vom Nebenjob zum Haupt-24Stunden-7TagedieWoche-Fulltime-Job. Habe ich sofort gemerkt, dass ich DAS will? Nein, weil wirklich so viel Arbeit nötig war, den Porzellankeller auf die Beine zu stellen, dass ich gar nicht zum Nachdenken kam. Den Einkauf optimieren, den Verkauf sowieso, Marketingstrategien und Soziale Netzwerke, Buchhaltungsprogramme und Steuern,… Es gab immer etwas zu machen und auszuprobieren, zu korrigieren und wieder umzuwerfen, wieder neu zu machen und laut um Hilfe zu schreien. Und irgendwann ist mir aufgefallen: Hey, ich mache das ja richtig gerne! Ich habe das, was ich gar nicht mag, einfach optimiert oder anderen überlassen. Und das, was ich gerne mag, worüber ich die Zeit vergesse, was anschließend eine tiefe Zufriedenheit in mir hinterlässt, das mache ich einfach immer öfters. Ja, ich liebe meine Arbeit. Und ich freue mich über jeden kleinen Erfolg. Und über die ganz großen Erfolge, da freue ich mich natürlich auch
Kann das jeder? Kann denn wirklich jeder mit dem, was er liebt, auch sein Geld verdienen? Kann jeder den ganzen Tag die Arbeit machen, die er mag und gerne macht? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Aber ich weiß genau, dass es sich lohnt, da mal genauer hinzuschauen. Einiges zu hinterfragen. Neue Ideen nicht einfach abzuwürgen, sondern ihnen ihren Raum zu lassen und geduldig zu schauen, was sich dann entwickelt. Nicht nur das allerliebste Lieblingshobby anzuschauen und dann gleich zu sagen: „Nein, das funktioniert nicht!“ Sondern mit Weitblick zu überlegen, was man denn noch gerne macht und was ausbaufähig wäre. Von dem, was man gerne macht, immer ein bißchen mehr machen. Und das, was man nicht mag, nach Möglichkeit einfach sein lassen (und nach diesen Möglichkeiten auch mal etwas länger suchen). Viel Erfolg!