Mit welchen Begründungen sich Sammler und Sammlerinnen "klein reden"

Mit welchen Begründungen sich Sammler und Sammlerinnen "klein reden"

In unserer Porzellangruppe wird wunderschönes Geschirr vorgestellt. Wirklich. Ein Traum. Oft, ganz oft, lese ich darunter Kommentare wie "Finde ich so schön, aber ich kann nicht, weil...."

Diese Kommentare würde ich gerne etwas aufschlüsseln, weil sie mir manchmal in der Seele weh tun (ja, ich bin sehr empathisch veranlagt, ist ein Geburtsfehler von mir).

 

1. ".....weil ich kein Geld habe"

Ja, das ist ein guter Grund. Ich schreibe ganz bewusst nicht "heutzutage", weil ich finde, dass "heutzutage" manchmal alles negativ geredet wird und ich bin ein Positivling. Ganz einfach, weil ich es sein will. Fehlendes Geld war einfach schon immer ein Grund, etwas nicht zu kaufen. Und das ist ja auch sinnvoll. 

Jjetzt kommt mein "Aber": aber oft reicht es für eine einzige Kaffeetasse. Porzellan hat für Sammler die Möglichkeit, alte Erinnerungen zu wecken oder neue Erinnerungen zu kreieren. Dazu braucht man kein Service für 12 Personen. Eine einzelne Kaffee- oder Teetasse genügt doch schon, um ein gutes Gefühl auszulösen und zu genießen. Und wie schön ist es, dann irgendwann nach einer Erweiterung zu suchen. Ganz gemütlich, ohne Stress. Zur Selbstbelohnung oder als Geschenkewunsch oder einfach so, weil man möchte, dass es einem gut geht. Der Kuchenteller zum Kaffeebecher oder das Stövchen zur Teetasse.

 

2, "..... weil ich keinen Platz habe"

Okay, DIESES Problem kenne ich tatsächlich zur Genüge. Hier darf man kreativ sein. Mein Mann kam schon auf die Idee, einen Bürocontainer in unserem Garten aufstellen zu lassen. Aber es darf auch weniger aufwändig sein. Schaut euch einfach mal wirklich bewusst in eurem Zuhause um. Wo wären noch 20 Quadratzentimeter Platz für ein Kaffeegedeck? Ein Regal an der Wand? Auf der Fensterbank? Und: wenn das Geschirr genutzt wird, ist es ja die meiste Zeit in der Spüle :-)

Im Keller oder auf dem Speicher in einer Kiste ist übrigens die schlechteste aller Aufbewahrungsmöglichkeiten. Ich weiß noch, wie wir nach einer Renovierung kurzfristig keinen Platz hatten und meine heißgeliebten Bücher unter dem Bett in Kisten gelagert wurden. Das war wirklich, wirklich schlimm und ich glaube, bei Porzellan ist es ähnlich. Es braucht seinen Platz zum Atmen.

 

3. "..... weil ich zu alt bin"

Das ist die schlimmste Ausrede ever und der Grund für diesen Beitrag. WARUM sollte jemand zu alt für sein Lieblingshobby sein? Wir sammeln hier ja nicht Kaffeegeschirr von Ikea (nichts gegen Ikea, ich liebe es. Die Geburtstagshighlights meiner Tochter fanden jahrelang dort statt).

Es geht um Erinnerungen, wenn wir sammeln.

Es geht um die Gefühle, die das Porzellan in uns auslöst. 

Und WARUM sollten wir die nicht mehr haben, wenn wir alt sind? Werfen wir ab einer gewissen Altersgrenze auch unsere Fotoalben weg? Unseren Lieblingsflauschpulli? Unsere Bilder an der Wand? 

Schätzen wir ab, wie lange wir noch leben und ob der Einkaufspreis sich noch lohnt, geteilt durch die Anzahl der vermuteten Jahre? Machen wir uns Gedanken, was mit dem Geschirr passiert, wenn wir sterben, und machen wir das auch mit allen anderen Sachen?

Ist es nicht eher andersrum und wir sollten uns besser darauf konzentrieren, dass wir in der verbleibenden Zeit möglichst viel genießen können? Nicht den Billig-Kaffeebecher nehmen, den wir noch nie leiden konnten, aber man kann ihn ja nicht einfach wegwerfen. Sondern den Henkelbecher nutzen, der nicht nur durch seinen Inhalt Wärme in uns auslöst. Denkt mal drüber nach.....

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