Weihnachtsvorbereitungen (nicht nur) für Hausfrauen

Weihnachtsvorbereitungen (nicht nur) für Hausfrauen

Weihnachtsvorbereitungen. Hm…. Ich bin selbständig. Ich habe einen Onlineshop für Porzellan, in dem natürlich (gottseidank) ab spätestens Mitte November Hochbetrieb herrscht. Viel Arbeit – und ja, ich genieße es. Für manch andere Dinge bleibt dann naturgemäß wenig Zeit. Zum Beispiel für ein ausgiebiges, zweimonatiges Zelebrieren der Weihnachtsvorbereitungsextremzeit. Ich bin da außerdem auch eher pragmatisch: die vorhandene Arbeit möchte erledigt werden, teilen kann ich mich trotz mehrfacher mühseliger Versuche immer noch nicht und einzelne Aufgaben werden bei mir nach Notwendigkeit und nicht nach Dringlichkeit geordnet. Ihr kennt ja bestimmt das Eisenhower-Prinzip: es gibt wichtige und es gibt dringende Dinge. Nicht alles, was sich selbst gerne so dringlich macht, ist auch wirklich wichtig. Ich habe einige Weihnachten ohne saubere Fenster durchlebt und – nun ja – ich bekam deswegen weder eine Mahnung noch musste ich Strafe bezahlen. WICHTIG sind mir zufriedene Kunden und natürlich auch ein hoher Umsatz in dieser Zeit. Und da die wenigsten Kunden mit einer Lieferung ihrer Weihnachtsgeschenke Ende Januar zufrieden sind, ist das gleichzeitig auch dringend. Für mich … und für meine Kunden auch.

Nur vermeintlich dringend sind in der Vorweihnachtszeit aber normalerweise eher: massenhaft Dekoration in, um und über unseren Wohnstätten, blinkende Lichter überall (einschließlich Badezimmerfenster und Garten hinter dem Haus), frisch geputzte Fenster (auf die man dann wiederum Fensterbilder klebt und Weihnachtsschnee sprüht), Plätzchen in 24facher Ausfertigung backen (egal, ob die jetzt jemand essen will oder nicht, aber es ist doch schon seit Menschengedenken Traditioooooon), alle Weihnachtsmärkte in 150 km Umgebung bei Regen, Schnee und Sturm abklappern, rote Weihnachtsmützen auf dem Kopf, Weihnachtsgeschenke-Marathon schon Monate vorher (auch und besonders für die Menschen, die man überhaupt nicht leiden kann), ein festliches Menu über drei Tage mit jeweils 6 Gängen und so weiter und so fort. Kennt ihr! Ist ja nichts Neues! Wird jedes Jahr gemacht! Was übrigens eine ganz wundervolle Erklärung für alles ist: „weil das jedes Jahr so gemacht wird“. Dringend, weil zeitlich gebunden – Weihnachtsessen kommt Mitte Januar nicht so gut und die Deko sollte auch im April abgebaut werden. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Da meine Priorität im Dezember tatsächlich auf meiner Arbeit liegt, schüttle ich in diesem Monat oft (innerlich) den Kopf. Nö, möchte ich nicht machen. Gar keine Zeit. Ehrlich gesagt: ich würde das auch nicht machen, wenn ich keinen Shop hätte, aber das fragt mich ja zum Glück niemand. Ich möchte nicht stundenlang dekorieren, bei mir geht das echt schnell. Kisten raus, Dekosachen hingestellt, fertig. Mit Rumstolpern und Kabel entwirren maximal ne Viertelstunde. Ich backe auch Plätzchen. 30 Minuten für Teig und Geschirr, der Backofen backt auch, wenn ich nicht daneben stehe. Weihnachtsmarkt, ja, gerne. Aber nicht JEDER, nicht im strömenden Regen und nicht, wenn ich keinen Bock dazu habe, nur „weil man dort ja jedes Jahr hingeht“. Weihnachtsessen? Seit ein paar Jahren gehen wir an Heiligabend essen und irgendwie nimmt das den Druck gleichzeitig raus für die beiden anderen Feiertage. Wir essen das, worauf wir gerade Lust haben und nicht, was „man so an Weihnachten isst, nachdem man 5 Stunden in der Küche gestanden hat“. Und die Geschenke? Klar, dass wir Geschenke für die Kinder kaufen, aber halt nur für die Kinder. Wir selbst schenken uns lieber das, was man nicht kaufen kann: Zeit. Deshalb fahren wir in diesem Jahr auch wieder über Weihnachten in einen kurzen Urlaub. Und all die Verpflichtungen, die „man“ da so hat? „Sorry, nein, tut mir leid, ich muss arbeiten!“ Ist die Wahrheit und …. ja, zugegebenermaßen, hilft mir, den Weihnachtsstress klein zu halten und mich auf die (für mich) wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren.

Kuchen, Glas, Geschenk, Backen, Küche

Also habe ich ganz, ganz wenig Stress mit dem Weihnachtsrundherum und kann das, was ich mache, auch voll genießen – weil ich es gerne tue und weil es aus meinem Inneren kommt. Keine Erwartungen von außen. Kein Stress. Kein Druck. Und wenn ich es kann…. dann kann es jeder.

Was ich aber leider oft bei anderen sehe und in Gesprächen raushöre: zwei Monate lang die absolut totale Hysterie. Einerseits die Frauen, die arbeiten UND den Weihnachtswahnsinn mitmachen. Die in die Stunden nach „Feierabend“ alles reinstopfen, was sie denken, was zu Weihnachten gehört. Aber andererseits auch die Frauen, die „den ganzen Tag daheim sind“. Eine Freundin, mit der ich mich jedes Jahr darüber unterhalte, hat mich zum Nachdenken gebracht. Auf die Frage, warum sie denn so viel macht, obwohl es ihr damit gar nicht gut geht, bekam ich die Antwort: „weil ich Hausfrau bin“. Weil ich Hausfrau bin, bin ich ja „daheim“. Und deshalb habe ich Zeit, wenn mich xyz um Hilfe bitten. Glühweinverkauf am Weihnachtsmarkt. Weihnachtsfeiervorbereitungen in der Grundschule, in allen anderen Schulen, in Turnverein, Bastelgruppe und Lesekreis. Weihnachtsdekoration für jeden einzelnen Quadratmeter im Haus selbst basteln. Geschenke für Tante Trude und Onkel Friedhelm, die man beide überhaupt nicht leiden kann und von denen man zum Glück das ganze Jahr über nichts hört. Am liebsten noch in selbstgemaltes Weihnachtspapier eingewickelt und liebevoll (?) gemalte Geschenkanhänger. Weihnachtseinladungen festlich selbst gestalten mit der Hoffnung, dass die eingeladenen Leute vielleicht dieses Jahr endlich mal keine Zeit haben und man mal ohne Streit essen kann. Das Fünf-Gänge-Menue an drei Tagen, obwohl man nach der Vorspeise schon pappsatt ist und gar keinen Bock mehr auf den Hauptgang hat, muss geplant, im Getümmel eingekauft und vorbereitet werden. Einkaufen, einkaufen und nochmal einkaufen. Nicht zu vergessen: Adventskalender, Bekleidung und Geschenke für die Haustiere besorgen. Die wollen ja schließlich auch was vom Fest haben. Und Plätzchen backen für alle, die selbst keine Plätzchen backen können, weil sie ja berufstätig sind. Habe ich was vergessen? Ach ja, der Weihnachtsputz. Natürlich müssen alle Fenster, alle Fliesen, alle Schubladeninnenseiten und Schrankoberkanten sauber sein und respektvoll glänzen. Sonst kommt der Weihnachtsmann ja nicht……………… Echt nicht? Nun, das ist jetzt nicht so ganz klar, aber schließlich bist du ja sowieso daheim und dann kannst du ja auch noch schnell……..

Weihnachten, Vierundzwanzig, Geschenk

 

Nö! Stop! Du bist nicht mehr-wert, wenn du mehr-arbeitest. Genug ist genug ist genug ist genug. Du bist wertvoll, so wie du bist. Du musst niemandem beweisen, was du alles machst und was du alles kannst. „Weil ich daheim bin“, ist einfach ein super-blödes Argument, das überhaupt keinen Sinn macht. Deshalb musst du noch lange nicht alles mitmachen, was der offizielle Weihnachtsplan so hergibt. Schließlich machst du all das ja zusätzlich zu deiner sonstigen Arbeit daheim – und nicht „anstelle von“. Wäsche, Kochen, Putzen und Kinderbetreuung ruht ja nicht in dieser Zeit. Du kannst deine Existenzberechtigung nicht aus dem ziehen, was du machst. Deiner Familie wird sowieso weniger auffallen, was du alles aus mindestens vier Ärmeln schüttelst, sondern eher das, was du in diesem Jahr mal ausnahmsweise nicht übernimmst (vor allem, wenn sie es dann selbst machen müssen). Es gehört zugegebenermaßen etwas Erziehungsarbeit dazu, aber frag dich mal: wie fühlst du dich normalerweise NACH den Feiertagen? Bist du so erschöpft, dass du in irgendein Loch kriechen könntest, um Winterschlaf zu halten? Freust du dich auf ein winziges kleines bisschen Ruhe, bevor du dich in die Vorbereitungen für die Silvesterparty stürzen darfst? Gab es an mindestens drei von drei Feiertagen Familienkrach, weil du so gereizt und nervös warst, dass du dir einfach mal Luft verschaffen musste? Weil du auch schon Ewigkeiten nicht mehr richtig geschlafen hast, weil dein Gehirn in der Nacht alle Punkte deines Weihnachtscountdowns noch mal durchgehen wollte?

Karte, Feiern, Feier, Weihnachten

Dann überleg doch mal vorher, was DU selbst wirklich gerne machst und was du so an Weihnachten liebst. Vielleicht ist es das Basteln mit den Kindern, an das du dich auch noch 20 Jahre später gerne erinnerst, weil alle so entspannt sind und die gemeinsame Zeit genießen. Oder vielleicht ist es ja das Backen von „nur“ zwei Plätzchensorten, die man einfach so sehr liebt, weil sie nach Weihnachten schmecken. Oder freust du dich ehrlich und von Herzen, wenn du an Weihnachten deine weit entfernte Lieblingstante endlich mal wieder siehst und mit ihr von alten Zeiten reden kannst? Genau für diese Highlights im Dezember sollst du dir auch wirklich richtig Zeit nehmen. Und sie nicht auf einer inneren Liste schnell als erledigt abhaken wollen, damit du zum nächsten Tagespunkt sprinten kannst. All die vermeintlichen Verpflichtungen, der Druck von außen und die Erwartungshaltung der anderen – zerpflück mal jede einzelne Tätigkeit. Ist sie wirklich soooo wichtig und vor allem: kann sie wirklich nur von dir gemacht werden? Vielleicht gibt es noch andere Leute, die in der Schule oder im Verein die Arbeiten übernehmen können. Vielleicht ist es Onkel Theodor auch ganz egal, ob die Weihnachtskarte selbst gebastelt ist. Vielleicht ist ja nur ein wenig Glitzerblingbling viel gemütlicher als die Voll-Rundum-Beleuchtung. Und vielleicht geht ja auch mal „gekauft“ statt „selbst gemacht“…..

Mach dir deinen Wert für die ganze Familie mal klar. So richtig und ausführlich. Am besten sogar schriftlich und über ein paar Tage hinweg. Schreib dir auf, was dir auffällt. Was würde alles ohne dich und deine tägliche Arbeit nicht funktionieren? Was müssten Mann und Kinder alles übernehmen, wenn du es nicht machen würdest? Wie würde Weihnachten aussehen, wenn du gar nichts machen würdest? Würde deine Familie all diese unzähligen Aufgaben auch so wichtig finden, wenn sie sie selbst machen müssten? Oder ist es für sie nur ganz selbstverständlich geworden, weil du es ja „immer so machst“? Schau genau hin, was passiert. Lass es nicht an dir vorbeirauschen, während du nur noch RE-AGIERST wie all die letzten Jahre auch. Hör auf dein Gefühl. Auch wenn es sich anfangs vielleicht ungewohnt anfühlt, wenn du manche Arbeiten ersatzlos streichst und andere durch etwas Besseres ersetzt. Es wird mit der Zeit einfacher, versprochen 

Versuch es mal…..

Frohe Weihnachten!

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