Auf meinen letzten Blogartikel #ganzeinfachich habe ich viele tolle Kommentare bekommen. Das war echt toll. Anscheinend ist es gar nicht so schlimm, wenn man nicht perfekt ist. Seltsam. Dabei geben wir uns doch immer soviel Mühe, dass uns andere Leute so perfekt wahrnehmen. Nur keine Fehler machen – oder zumindest gut vertuschen. Warum? Damit das Gegenüber depressiv wird, weil es selbst genau weiß, dass es halt NICHT perfekt ist? Damit es sich minderwertig fühlt? Damit es zu mir hochsehen soll? Das macht doch keinen Sinn, so will ich doch gar nicht gesehen werden. Ich will sympathisch wirken (und sein). Ich will, dass andere Ähnlichkeiten mit mir feststellen (eine Grundlage für Sympathie). Und ich will, dass ich auf gleicher Augenhöhe kommunizieren kann. Das könnte ich nach dieser Logik aber nur mit Leuten, die sich ebenfalls perfekt präsentieren. Will ich das? Nein, ist mir viel zu kompliziert und macht viel zu viel Arbeit. Mag ich perfekte Leute? Nein, denn die gibt es nicht. Es gibt nur Leute, die sich perfekt darstellen können. Ich gehöre mit Sicherheit nicht dazu
Und wie kann ich dann einen Porzellanladen führen?
Eine liebe Bekannte hat mir vor kurzem sinngemäß gesagt: „Du kannst ja gar nicht so chaotisch sein. Wenn ich mir die Fotos von Deinem Porzellankeller anschaue, da steht alles perfekt im Regal.“ Stimmt! Das ist ein Bereich, wo ich sogar eher perfektionistisch bin. Oben in meiner Küche trete ich die Töpfe mit den Füßen in den Schrank, damit ich die Tür noch zu bekomme. Unten im Porzellankeller werde ich hysterisch, wenn jemand die Griffe der Tassen nach links statt nach rechts dreht. Warum nach rechts? Keine Ahnung. Fühlt sich für mich nur dann stimmig an. Und da ich die Chefin bin: alle Henkel nach rechts! Meine Leute sind das von mir gewöhnt. Erst gestern versuchte Katja mich unter dem Berg von Geschirr, Kartons und Geschenken überhaupt zu erkennen und sprang gleich zu mir: „Kann ich dir vielleicht etwas abnehmen?“ Da hatte ich mal wieder versucht, einen Weg zu sparen und dafür 37 Sachen in zwei Händen zu transportieren. Ach ja, in zwei Händen und mit einem Kinn, denn dort klemme ich immer alles fest. Mache ich auch so, wenn ich „nur mal schnell einen Artikel einkaufen gehe“. Meine Tochter: „Sollen wir nicht einen Einkaufswagen nehmen?“ Ich: „Nein, das lohnt nicht!“. Nun ja, es gibt ja immer nette Leute, die mir aufheben, was aus meinem Turm so runterfällt und mich vorlassen, bevor ich alles auf ihren Füßen auskippe. Konnte ich denn wissen, dass der Kaffee heute im Angebot ist? Also Türme bauen kann ich gut. Ist auch sehr wichtig, wenn man einen Keller voller Kartons hat. Schließlich muss man für alles, was man verpackt, eine andere Größe haben. Bestimmt gibt es Händler, bei denen das gut aussieht. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Ich kann die Kartons unglaublich gut stapeln – schließlich habe ich jahrelang Tetris gespielt. Leider, leider, leider braucht man aber immer den Karton, der genau untendrunter steht. Das gefährdet die Stabilität meiner Türme ganz enorm. Gar nicht zu reden davon, wenn ich geschreddertes Papier in den Kartons verteile – und noch dazu sehr großzügig in 10 Quadratmetern Umkreis (äh? kann man denn Quadratmeter = eckig mit einem Kreis = rund in einem Satz nennen?).
Und Leute, verzeiht es mir, wenn ich mal nicht ans Telefon gehe. Ich kann grad unten an der Waschmaschine sein, weil wir sonst als 4-Personen-Haushalt mit einem kleinen Gästehandtuch auskommen müssen. Oder ich habe gerade den Mund voller Essen und kann nicht reden. Oder ich muss gerade eins meiner Kinder irgendwohin fahren oder abholen oder vor irgendeinem Geschäft „kurz“ auf sie warten. Deshalb habe ich ja auch keine offiziellen Geschäftszeiten und kein Ladengeschäft von 9 Uhr bis 18 Uhr. Das kriege ich einfach nicht geregelt. Sprecht mir auf den Anrufbeantworter, dann rufe ich zurück. Und falls ich es nicht mache, ruft einfach noch mal an.
Was mir im Moment total Spaß macht, nennt man wohl „Marketing“. Also auf jeden Fall (so die Definition von Marketing) versuche ich, meine Produkte zu vermarkten, also so zum Verkauf anzubieten, dass der Käufer sie als wünschenswert wahrnimmt. Mit weniger großspurigen Worten: mir kommt was in den Sinn und ich muss es jetzt, sofort jetzt und in diesem Moment, verwirklichen. Nicht in 5 Minuten, wenn ich das Geschirr weg geräumt habe oder ich mir mal die Haare gekämmt habe, sondern JETZT. Ich kann mich da richtig reinsteigern. So, dass ich alles um mich herum vergesse. Dabei habe ich dann ein bestimmtes Bild im Kopf, das ich verwirklichen will. Und zwar genauso, nicht nur ein bißchen so. Vieles kann ich aber noch nicht – aber man kann ja bekanntlich alles lernen. Also vertiefe ich mich dann zum Beispiel in die Kunst, ein Mockup herzustellen:
Oder wie man ein PDF schreibt:
(das Ihr übrigens *hier* kostenlos herunterladen könnt).
Oder ich baue auf meiner Homepage einen Adventskalender (Leute, erzählt es nicht weiter, aber ich weiß noch gar nicht, was hinter den Türchen ist ):
Da vergesse ich alles um mich rum, das ist Spaß total! Meistens! Wenn die Arbeit zum gewünschten Erfolg führt. Manchmal steht mir mein Un-Perfektionismus aber auch hier im Weg. Wie mein Sohn immer sagt: „Klicks doch nicht sinnlos überall 10x drauf! Lies doch zuerst mal, was da geschrieben wird!“ Tja, Anleitungen sind was für Anfänger. Langweilig, will ich nicht. Ich bin eher der Typ, der einfach mal drauflos hämmert und guckt, was sich dann tut. Oft klappt es. Oft auch nicht. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich. Wenn man sich denn dran erinnern kann….. Deshalb nehme ich als Schriftart sehr gerne „Vollkorn“. Nicht, weil sie mir so gut gefällt. Sondern weil ich mir da wenigstens den Namen merken kann. Die Codes meiner Farben habe ich mir auf meiner Schreibunterlage notiert. Praktisch, weil sogar ich sie sofort finde. Doof, wenn ich das oberste Papierblatt in den Müll werfe, weil ich mal wieder eine Tasse Kaffee drüber gekippt habe.
Apropos finden…. wenn man ca 8.800 Artikel (Artikel mit mehreren Stücken sind aber nur 1x gezählt) in 3 Räumen lagert, dann kann man manchmal beim Suchen verrückt werden. Klar, es gibt Händler, die haben da System drin und bei denen ist auch alles gelistet. Wir haben auch System: „dort, wo Platz ist, können wir was hinstellen“. Manchmal rutscht so ein einzelner Teller aber unter einen Stapel anderer Teller und versteckt sich dort. Oder jemand legt die Eierbecher in eine Terrine und macht den Deckel drauf. Oder verschiedene Artikel von einem Dekor landen an drei verschiedenen Standorten. Hm…. Mit anderen Worten: wir suchen öfters mal was. Meistens finden wir es genau dann, wenn wir dem Kunden gerade geschrieben haben, dass wir es nicht finden
So, jetzt schwinge ich mich mal in meine Jeans, damit ich dem Paketzusteller nicht schon wieder in meiner lila Snoopy-Schlafanzugshose und mit wirrem Haar die Tür öffnen muss.
Und hier findet Ihr unseren Porzellankeller: www.porzellankeller.de. Nicht perfekt, aber mit viel Liebe gemacht. Ich freu mich über Kommentare, Likes und Follower