Aus dem Leben einer Onlinehändlerin

Aus dem Leben einer Onlinehändlerin

Ich habe Geschirr bei Ebay gefunden. Per Sofortkaufen, also gab es ein Angebot mit einem festen Preis und ich habe es gekauft. Der Verkäufer verlangte zusätzlich fast 10 Euro für die Verpackung. Ich fand das etwas hoch, aber nun gut. Dann ist das Paket ja groß genug und alles kommt heil an. Dachte ich. Pustekuchen.
Großes Service in kleines Paket gequetscht. Geht normalerweise nicht gut. Zum Auspolstern war da leider auch nur noch Platz für eine dünne Lage Zeitungspapier. Es kam, wie es kommen musste. Einige Teile gingen unterwegs kaputt, das wunderte mich jetzt nicht wirklich. Ich habe den Verkäufer höflich angeschrieben (nicht gleich wie eine Petze Ebay informiert) und sinngemäß nach ein paar Mails die Antwort bekommen, dass das Versandunternehmen nicht anstandslos zahlt. Natürlich nicht. Wenn man das Schadensformular ausfüllt und schreibt, wie viele Teile in dem kleinen Karton waren, dann reicht das ja schon aus für eine Ablehnung. Der Verkäufer hat dann mal recherchiert, zu welchem Preis das Geschirr denn gehandelt wird (NACH seinem Verkauf? Macht man das nicht vorher, wenn man seinen Preis festlegt?). Ich sollte mich gefälligst über mein Schnäppchen freuen und es dabei belassen. Das wäre dann ein Zeichen von Anstand!
Nein, Anstand ist, wenn man das, was man verkauft, aber nicht geliefert hat, ersetzt!
Was mich dann immer so besonders ärgert: irgendwie hat das dann immer (ich verallgemeinere, weil es mir schon so oft passiert ist) einen schalen Beigeschmack, wenn Leute, die ihr altes Geschirr verkaufen, dann „recherchieren“ und feststellen, dass ich Händler bin. Das ist ja nicht weiter schwierig, wenn in meiner Emailadresse „Porzellankeller“ steht. Aber das wird mir dann ganz vorwurfsvoll unter die Nase gerieben:
„du böser Händler du! Du hast da ein Schnäppchen gemacht (ich habe dir meinen Preis genannt und du hast ihn gezahlt). Warum beschwerst du dich, wenn die Hälfte kaputt ankommt? Du hast doch gewusst, dass das Geschirr sehr günstig war, warum hast du mir denn nicht mehr Geld angeboten? Schließlich ist das Geschirr laut Ebay ja mehr wert, wenn du es einzeln verkaufst (gedanklicher Nachsatz: „Das wollte ich aber nicht machen, weil es unendlich viel Arbeit ist. Man muss jedes Teil einzeln knipsen, ausmessen, beschreiben, Emails beantworten, Kartons besorgen, Verpackungsmaterial sammeln, Zahlungseingänge überwachen, noch mehr Emails schreiben, Geschirr verpacken, Versandaufkleber ausdrucken, Pakete versenden, wieder Emails beantworten und mich dann über die hohen Verkaufsprovisionen ärgern“). Das wollte ich alles nicht, deshalb habe ich es einfach komplett verkauft. Warum also willst du denn Ersatz für etwas, das durch meine Schuld kaputt gegangen ist? Das ist NICHT ANSTÄNDIG! Also ethisch-moralisch nicht korrekt! Sozusagen UNanständig!“
Leute, Verkäufer zu sein ist nichts „Anrüchiges“. Ich halte das auch nicht geheim, es steht in meiner Email-Adresse und in meinem Ebay-Namen. Geld verdienen ist übrigens auch nichts Schlimmes. Die wenigsten Menschen gehen jeden Tag zur Arbeit ohne Geld zu verlangen. Warum immer dieser vorwurfsvolle Unterton? Nur so am Rande: in dem Moment, wenn man bei Ebay was verkauft, ist man selbst Verkäufer und will Geld mit dem Geschirr verdienen. Schon mal drüber nachgedacht?
Übrigens bekomme ich sehr oft Pakete, in denen Teile kaputtgegangen sind. Oder sie sind nicht in dem versprochenen Zustand. Oft verzichte ich dann „auf mein Recht“. Mensch, wenn ein Ömchen ihr Geschirr verschickt, bin ich doch die Allerletzte, die dann rummault. Kann passieren, das habe ich in meiner Kalkulation schon meistens mitberechnet. Leider, da es so häufig passiert. Ich schreibe ein paar Emails hin und her. Und wenn ich merke, dass das einfach nette Leute sind, die es nicht besser gewusst haben, dann ist es meistens auch gut. Aber mir zu sagen, dass ich keinen Anstand besitze, das war jetzt ein bisschen viel…
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