Aus unserer Porzellanwelt

Aus unserer Porzellanwelt


Es war einmal ein kleiner, aber feiner Onlineshop mit wunderschönen Porzellanteilen. Die Besitzer steckten ihr ganzes Privatvermögen in diesen Shop, weil sie dachten, dass das am Anfang einfach so ist. Sie kauften ein tolles Service für 400 Euro, das im Einzelverkauf etwa 800 Euro einbringen würde. Wie ja jeder weiß ist die Summe aller Einzelteile nicht der Wert der gesamten Sammlung. Und der Verdienst ergibt sich aus der Arbeit, alle Teile einzeln anzubieten. Das Geschirr kam im Internet gut an und innerhalb von zwei Tagen waren die Kaffeetassen und die Speiseteller für 100 Euro verkauft. Der Rest.... blieb stehen.
Anscheinend brauchte niemand mehr große Suppenterrinen und auch die Kaffeekannen lagen wie Blei in den Regalen. Ende des Monats: 300 Euro Miese.

Aber es musste ja weitergehen, von Däumchendrehen ist noch niemand reich geworden. Also kaufte das Ehepaar im nächsten Monat gleich nach Lohnauszahlung ein noch viel schöneres und größeres Service: 600 Euro, aber der (mutmaßliche) Verkaufspreis könnte sich auf 1.200 Euro belaufen. Die Kunden waren begeistert. Tassen, Speiseteller und diesmal auch eine große Terrine wurden fast sofort verkauft. Einnahmen 200 Euro. Schon viel besser als im Vormonat, aber bei der Abrechnung: 400 plus 600 Euro investiert - 100 Euro plus 200 Euro Verkauf --> upps, schon 700 Euro im Minus.

Aber jetzt machen wir es besser: Werbung für 200 Euro. Nächstes Service, noch größer, noch toller, noch teurer: 800 Euro Einkauf. Da hat der Privatverkäufer ja schon recht, dass er so viel verlangt, ist ja auch sehr edel. Trotzdem hat der Privatkäufer nicht so viel Geld locker in der Hosentasche sitzen und deshalb gehen nur Artikel für 200 Euro über den imaginären Ladentisch. Aber vom ersten Service werden endlich auch nochmal Teile für 100 Euro verkauft.
Der Tag der Abrechnung naht. 400+600+800=1.800 Euro Investition.
Kosten: 200 Euro Werbung. Noch nicht berechnet: Umsatzsteuer, Zahlungsdienste, Verkaufsgebühren, Shopgebühren, etc.
Einnahmen: 100+200+200+100=600 Euro.
1.800 Euro plus 200 Euro minus 600 Euro = 1.400 Euro im Minus nach drei Monaten.

Und im vierten Monat kommt ein Verkäufer, der sich bitter beschwert, weil sein Geschirr nicht gekauft wird. Schließlich will er nur 200 Euro dafür haben und "im Shop stehen die Teile für 600 Euro!!!".

So sieht die Realität aus. Wir hatten Zeiten, als wir wirklich super Schnäppchen nicht kaufen konnten, weil das Geschirr in den Regalen zuerst verkauft werden musste. Damals hatte ich "nur" einen Ebay-Shop und konnte meine Preise nicht so frei festlegen, wie ich wollte, weil man dort mit einem Klick mit Privatanbietern vergleichbar ist. Ich weiß gar nicht, wie oft uns etwas durch die Lappen gegangen ist, weil wir einfach nicht noch mehr von unserem privaten Geld reinstecken wollten. Damals hatten wir ja lange nicht die Reichweite wie heute. Unser Bestand ist mittlerweile RIESIG. Deshalb können wir es uns leisten zu denken: "Irgendwann findet jedes Service sein neues Zuhause". Damals konnten wir nur neu einkaufen, wenn das Alte verkauft war. Bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind.

Aber es hat uns auch geprägt. Egal wie sauer die Privatverkäufer auf uns sind, weil wir ihr Geschirr (immer freundlich und wertschätzend) ablehnen: es ist es nicht wert, in die Miese zu rutschen. Wir müssen sehr genau kalkulieren und entscheiden. Das geht manchmal blitzschnell und manchmal dauert es halt auch ein bißchen. Entscheiden wir uns manchmal falsch, dann müssen wir halt damit leben.

Lieblingsspruch meines Mannes: "Auf dem Flohmarkt habe ich dein Lieblingsgeschirr so billig gesehen. Es war toll. Riesig groß. Neu und unbenutzt. So günstig."
Ich: "Und? Wo ist es?"
Männe: "Ich habe es nicht genommen"
Ich, die Tischplatte, mein Kopf.
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