Worauf richten wir unsere Aufmerksamkeit?
Das Beispiel war ein tolles Foto einer Dahlie, die wie Porzellan aussah. Das hatte jemand in unserer Gruppe www.facebook.com/groups/porzellanladen gepostet, damit sich andere mit ihm über diese Schönheit freuen können. Also die Motivation war: geteilte Freude.
Sofort ging es los mit unzähligen "Das ist aber nicht echt" (er hatte nicht behauptet, dass er die Dahlie selbst gezogen hat), Warnungen vor KI (ganz, ganz schlimme Sache), Urheberrechtsverletzungen und Verantwortlichkeit des Gruppeninhabers für alles, was die Mitglieder so posten, Vermutungen über eine neue Betrugsmasche und Abzocke.
Es geht ausdrücklich NICHT darum, dass es nette Menschen gab, die mich oder andere warnen wollten. Es geht mir mehr um die Häufigkeit, um die Drohungen, was alles passieren kann, und um die möglichen Szenarien, die da auf uns zu kommen, weil diese Blume gepostet wurde. Ich habe ganz kurz überlegt, ob ich mich von Facebook abmelden soll und mich vielleicht besser unter meiner Bettdecke verkrieche, bis die ganze Sache mit KI vorbei ist.
Was ich an meiner Seite und an meiner Gruppe so wertvoll finde: ich bekomme so viele schöne Rückmeldungen, dass Menschen sich täglich an meinen Texten oder an dem wundervollen Geschirr erfreuen. Viele, bei denen es im Leben gerade nicht so glatt läuft oder die aktuell körperlich beeinträchtigt sind, genießen die Verbindung zu Gleichgesinnten und den Quatsch, den wir manchmal machen. Möchte ich denn, dass das verloren geht, weil wir hier Weltuntergangsszenarien vor unserem geistigen Auge erscheinen lassen? Nein, das möchte ich sicherlich nicht. Und deshalb nehme ich genau diese Ausgangslage, um einen anderen Weg aufzuzeichnen.
Denn: nicht alles, was passieren könnte, passiert auch. Ich muss mich als Gruppeninhaber natürlich informieren, wie es rechtlich aussieht. Das mache ich bei meinem Anwalt, weil der mich ja auch vertreten muss, wenn etwas schief läuft. Das habe ich getan, indem ich dann eine neue Gruppenregel erstellt habe und die Mitglieder darauf aufmerksam gemacht habe. Die Künstliche Intelligenz hat gute und auch schlechte Seiten. Wie fast alles auf dieser Welt. Um zu betrügen, braucht man sie allerdings nicht. Ob ich nun ein Foto "erfinde", damit jemand anderes etwas bei mir kauft, was gar nicht existiert, oder ob ich dieses Foto irgendwo klaue, kommt aufs gleiche raus: nämlich auf böse, kriminelle Energie. KI ist nicht daran schuld. Ein Messer kann zum Butterschmieren oder zum Ermorden benutzt werden. Das Messer ist nicht daran schuld, sondern der, der es in der Hand hält. Dafür müssen wir aber keine Angst vor allen Messern haben.
Bilderklau ist natürlich ein Thema, keine Frage. Ich finde meine Fotos auch überall im Internet und auch in vielen Porzellangruppen. Da will man was wissen, hat kein Foto und nimmt dann einfach irgendeines, das Google ausspuckt. Warum sollte ich mich darüber aufregen? Und warum soll jetzt ein Privatmensch hyperventilieren, wenn jemand ein Foto von seiner Miezekatze nimmt, um zu zeigen, wie goldig kleine Fellnasen sein können? Welcher Schaden ist ihm oder seiner Katze dadurch entstanden?
Mein Anliegen heute morgen ist also einfach: lasst uns doch einfach unsere Aufmerksamkeit etwas weniger auf das, was eventuell irgendwann vielleicht einmal passieren könnte richten. Und viel mehr auf das, was gut läuft und was uns Freude macht. Die Dahlie wird jetzt für mich ein Symbol dafür sein, wie man alles zerpflücken kann